Hochwasser 2023: Weihnachten mit Katastrophe! Ein persönlicher Bericht.
Weihnachten 2023 regnet es bereits seit Monaten und die Wasserpegel sind überall hoch. Mein Mann und ich freuen uns aufs Fest und wir wollen es zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder feiern. Bereits vor dem 23.12.23 beginnt in den Medien eine Berichterstattung mit Katastrophenwarnungen zum Hochwasser 2023.
Hochwasser 2023 – Weihnachten der anderen Art
Doch wir sind weit weg von Flüssen und Seen und darum bekümmert uns das Ganze nur wenig. Das Hochwasser 2023 scheint weit weg und wir fühlen uns fern von jeder Katastrophe. Noch laufen alle Vorbereitungen nach Plan und wir sind voller Freude auf das Fest.
Heiligabend 2023
Es ist 16:00 Uhr und noch ist unsere kleine Welt in Ordnung. Ich habe bereits mit den Vorbereitungen fürs Abendessen angefangen und meinen Mann in den Keller geschickt, um den Rotkohl aus dem Vorratsraum zu holen. Er kommt geschockt zurück. Wir haben Wasser im Keller!
Das Wasser drückt von außen durch die Betonmauern, denn der Grundwasserspiegel ist jetzt höher als unser Keller. Alle Außenwände sind nass. Warum haben wir das nicht schon eher bemerkt? Noch beschwichtigt mein Mann Meik und reicht mir den Rotkohl, um wieder im Keller zu verschwinden.
Hochwasser 2023 – Der Schock
Das Telefon klingelt. Meine Mutter ist am Apparat und klingt sehr heiser und verschnupft: „Schatz, wir haben alle die Grippe, es ist besser, wenn wir uns Weihnachten nicht sehen!“ Ich unterhalte mich nur kurz mit ihr, denn sie krächtst sehr und darum wünsche ich nur schnell ein frohes Fest und schicke sie ins Bett. Sie übergibt an meinen Bruder, der Weihnachten immer extra aus Regensburg anreist, auch er klingt sehr näselnd und wünscht mir nur kurz: „Fröhliche Weihnachten!“
Als ich aufgelegt habe und mich wieder dem Abendessen widmen möchte, geht wieder das Telefon. Eine meiner Freundinnen berichtet mir, dass sie bereits gestern mit einem Zuckernotfall ins Krankenhaus gekommen ist und Weihnachten dort verbringen muss. Ich muntere sie auf und verspreche, dass wir sie an den Feiertagen besuchen kommen. Ich hatte bereits ein Geschenk bereitliegen und wollte es ihr dann ins Krankenhaus bringen. Doch sie wiegelte ab, denn im Krankenhaus bräuchte sie keine Geschenke, aber vorbeikommen, das sollte ich dann doch unbedingt.
Während mein Mann im Keller wischt, bereite ich weiter das Essen vor. Beim Eindecken des Tisches fallen mir drei Tassen aus dem Schrank und zerplatzen ohrenbetäubend auf der Arbeitsplatte. Es waren drei gute Tassen von dem heiligen Service meiner verstorbenen Schwiegermutter. Eine der Scherben springt hoch und trifft mich am Auge. Zum Glück, so glücklich, dass ich nur einen kurzen Schlag verspürte und nicht weiter darüber nachdenke. Während ich die Scherben zusammen kehre und leise murmel: „Scherben bringen Glück!“ ruft mein Mann aus dem Keller: „Das Wasser steigt!“ Besorgt laufe ich hinunter. Von allen Außenwänden laufen unaufhaltsame Ströme in die Kellermitte. Die Heizungsanlage steht im Wasser, der Kühlschrank und die Waschmaschine auch. Geschwind hole ich Eimer und mehr Wischer, um zu stoppen, was doch offensichtlich nicht mehr zu stoppen ist.
Hochwasser 2023 – Weihnachten fällt ins Wasser
Derweil verbrennt oben der Braten. Als mir dies siedend heiß einfällt, ist es bereits zu spät, auch ein schneller Run hinauf in die obere Küche kann nichts mehr retten. Betrübt lüfte ich die Küche und wedele den Qualm davon. Gut, dass nichts Feuer gefangen hat! Nachdem sich dann auch im Keller die Lage etwas beruhigt, essen mein Mann und ich die Nudeln, die vom Vortag übrig geblieben sind. Beim Abendessen fragt Meik verzagt, ob wir trotzdem eine Bescherung machen sollen, und ich nicke und geh mit ihm ins Wohnzimmer.
Der kleine 20-cm-Baum auf dem Barhocker leuchtet mit seinen winzigen Lichtern und den kleinen roten Äpfeln, die ich hinein dekoriert habe. Darunter lehnen am Barhocker zwei Geschenke, eins für mich und eins für meinen Mann. Ich gebe ihm Seins und beobachte ihn beim Auspacken. Meik hatte sich auf dem Dachboden ein Büro hin renoviert, für das er mühevoll seine Abende geopfert hatte und das erst vor kurzem fertig geworden war. Der alte Computer von mir steht bereits, und ich habe ihm da oben alles technisch eingerichtet. Jetzt packt er eine neue Tastatur und eine Mouse aus. Sie sollten das Equipment vervollständigen. Meik freut sich sichtlich.
Auch ich darf dann mein Päckchen auspacken und finde drei Umschläge mit Weihnachtskarten, in die mein Mann jeweils etwas liebevoll hineingeschrieben hat. Darunter ist ein Gutschein für ein Wellnesswochenende meiner Wahl. Ein Gutschein, der mir in den nächsten Tagen immer wieder durch den Kopf gehen wird. Das, was uns noch bevorsteht, wird fern sein von jeder Art von Wellness. Nachdem wir um 22:00 Uhr noch einmal Wasser im Keller gewischt haben, fallen wir beide erschöpft ins Bett.
1. Weihnachtstag 2023
Früh um 6:00 Uhr wache ich schweißgebadet auf: „Der Keller!“ Leise ziehe ich mich an und gehe nach unten. Meinen Mann lasse ich bewusst schlafen, denn eigentlich wollte ich ihn mit einem Weihnachtsfrühstück überraschen. Doch als ich in den schlecht beleuchteten Keller hinunter trete, trete ich in Wasser. Mit nassen Füßen und einem leeren Puddingeimer beginne ich Wasser zu schöpfen. Jeweils acht 10-Liter-Eimer fülle ich auf diese Weise und verklappe sie ein Stockwerk höher in die Toilette. Denn die Abwasserpumpe funktioniert noch und drückt das Wasser hinauf zur Kanalisation. Würde ich das Wasser auf den Hof kippen, würde es nur wieder hinunter sickern und erneut in den Keller laufen. Man muss wissen, dass wir im Außenbezirk leben und uns selber mit Wasser versorgen, wir sind nicht ans Stadtwassernetz angeschlossen und haben eine eigene Klärgrube, in der eine Pumpe das Abwasser weiter oben zur Straße in die Kanalisation pumpt. Während ich mit dem Puddingeimer Wasser schöpfe, schwimmt ein toter Frosch an mir vorbei. Als ich das meiste Wasser entsorgt habe, schippe ich ihn auf und lege ihn im Garten unter die Hecke. Für eine fürstliche Beerdigung ist keine Zeit und auch kein trockener Boden mehr übrig.
Das Hochwasser 2023 fordert erste Opfer!
Nachdem ich noch zwei 10-Liter-Eimer gefüllt habe, bemerke ich das ganze Ausmaß der Katastrophe. Alles im Keller, das auf dem Boden stand, hat sich aufgelöst. Wir hatten im Keller viele Dinge einfach in Kartons gelagert und die waren nun total aufgeweicht und der Inhalt hatte sich in die Kellerräume ergossen. Schnell laufe ich, um Wannen und Körbe zu holen, um alles einzusammeln und hochzulagern. Ich entsorge alle Kartons in der Papiertonne, die sich schnell füllt. Durch das Rumoren im Keller erwacht mein Mann, verschlafen kommt er noch im Pyjama die Kellertreppe hinunter. Während er das letzte Wasser wegwischt, gehe ich nach oben und bereite das Weihnachtsfrühstück vor. Diesmal ohne nennenswerten Schaden.
Corona!
Wir frühstücken erst spät um 11:30 Uhr. Mein Rücken meldet sich mit einem schmerzhaften Ziehen. Dann klingelte das Telefon. Mein Vater weint am anderen Ende der Leitung, sie sind alle Corona-positiv und meiner 75-jährigen Mutter geht es gar nicht gut. Ich beruhige meinen Vater und schicke alle wieder ins Bett. Meine Eltern und mein Bruder sind geimpft, so schlimm kann es wohl nicht werden?
Nach diesem Telefonat gehe ich zurück in den Keller, das Wasser läuft jetzt immer schneller und ich schöpfe wieder vier 10-Liter-Eimer. Währenddessen sucht mein Mann verzweifelt nach dem Nass-Trocken-Sauger. Er war bei der Hochräumaktion heute Morgen wohl irgendwie vergraben worden. Denn ich kenne das Ding nicht und habe mir mit dem Puddingeimer geholfen.
Hilfe naht?
Um 15:00 Uhr besucht uns ein Freund, und ich habe leise Hoffnung, dass er uns Hilfe anbieten wird, doch er isst nur die Plätzchen und die später schnell zubereitete Pizza. Er besieht sich meine Zeichnungen, die ich auf dem Schreibtisch habe, und fährt dann einfach ohne viel Dank und Hilfe wieder davon. Währenddessen hatte mein Mann im Keller noch zweimal Wasser geschöpft. Warum hatte ich ihn nicht gebeten, zu helfen? Weil es für mich selbstverständlich gewesen wäre, in so einer Situation mit anzufassen? Um 22:00 Uhr saugen mein Mann und ich noch einmal gemeinsam Wasser und wischen den Keller. Mein Rücken meldet sich erneut mit einem starken Ziehen. Erschöpft schlafen wir danach beide ein.
2. Weihnachtstag 2023
Erst um 7:30 Uhr wache ich auf. Der erste Gedanke geht in den Keller. Geschwind ziehe ich mich an und laufe nach unten. Diesmal trete ich nicht von der letzten Kellerstufe hinunter. Das schummrige Licht spiegelt sich im Wasser. Der Nass-Trocken-Sauger schwimmt an mir vorüber. Ich erhasche ihn mit dem Fuß und verliere dabei den Hausschuh. Jetzt ist es auch egal, dann eben nochmal nasse Füße! Mit dem Sauger geht es recht einfach, aber er fasst nur 10 Liter, nun ja, mehr könnte ich auch nicht tragen. Ich sollte vielleicht kurz erwähnen, dass ich 4 Bandscheibenvorfälle überstanden habe, was recht schmerzhaft war und mein Limit auf 10 kg begrenzt. Wieder eile ich mit den Eimern nach oben zum Klo. Diesmal verklappe ich 130 Liter Wasser in der Toilette, bevor mein Rücken nachgibt und mein Mann von oben entsetzt: „Stopp!“ ruft.
Hochwasser 2023 – Überlebende!
Die restlichen Eimer saugt Meik aus dem Keller und bringt sie hoch. Danach wischen wir gemeinsam und ich rette einen ziemlich langen Regenwurm, der mir unter den Mineralwasserkästen entgegen schwimmt. Ich bringe ihn auch unter die Hecke und geselle ihn zu dem Frosch. Wahrscheinlich wird er dieses Hochwasser auch nicht überleben, obwohl ich ihn aus den Fluten gezogen habe, denn draußen ist alles nass und aufgeweicht, wo soll er denn da hin?
Inzwischen hat mein Mann dem Freund, der gestern bei uns zum Essen war, eine kurze Nachricht geschrieben. Ohne mir etwas davon zu sagen, stellt er ihn per WhatsApp zur Rede. Erfahren werde ich das aber erst später. Um 10:00 Uhr telefoniere ich mit meinem Vater. Er berichtet mir, dass meine Mutter mit Schüttelfrost im Bett liegt. Ich weise ihn an, reichlich Paracetamol und Wasser zu reichen. Er verspricht es und legt auf. Um 11:00 Uhr frühstücken wir. Es ist ein kurzes karges Mahl, denn ich hatte mich darauf verlassen, dass wir zusammen mit meinen Eltern brunchen und nicht so viel für Weihnachten eingekauft. Zudem hatte ich bereits gestern ein schönes Frühstück gemacht, dass wir beide auch nicht so richtig genießen konnten.
Erste Erschöpfung macht sich breit!
Nach dem Frühstück legen wir uns ins Bett. Erschöpft schlafen wir ein. Dieses Weihnachten ist echt anstrengend. Um 13:00 Uhr erwache ich mit Schrecken: „Die Freundin im Krankenhaus – ich habe sie vergessen!“ Schnell springe ich ans Telefon und erkläre ihr unsere Lage. Natürlich ist sie traurig, sie hat keine Verwandten mehr und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Zudem wird Weihnachten im Krankenhaus nichts untersucht, es geht ihr nach wie vor schlecht und es ist nur ein einziger Arzt für das komplette Krankenhaus im Dienst. Hilfe kommt erst wieder ab Morgen. Doch sie ist verständig und bedauert auch unsere Situation und wünscht uns viel Glück.
Danach eilen mein Mann und ich in den Keller, wieder ist das Wasser nachgelaufen und wieder bemühen wir den Nass-Trocken-Sauger. Mein Rücken meldet sich wieder drohend mit einem Ziehen. So langsam wird das unangenehm. Und ich beginne mir dann doch jetzt erste Sorgen zu machen. Könnte mein Mann die Lage notfalls alleine bewältigen?
Gegen 14:30 Uhr klingelt das Telefon. Mein Vater weint am anderen Ende der Leitung: „Wir haben jetzt auch Wasser im Keller! Mama ist aufgestanden und wischt!“ Ich beordere ihn in den Keller, um meine Mutter zurück ins Bett zu schicken. Sie lehnt ab und wischt eisern weiter. Verzweifelt versuche ich sie an den Hörer zu bekommen. Meine Mutter hat ein schwaches Herz und schon einen Herzinfarkt hinter sich. Sie will mich nicht sprechen. Ich überlege kurz die Stunde Fahrt in Kauf zu nehmen, doch auch ich bin nicht ganz gesund. Mein Immunsystem funktioniert nicht einwandfrei und wenn ich mich jetzt mit Corona anstecke, haben wir in gleich zwei Haushalten ein massives Problem.
Hochwasser 2023: Eigenschutz!
Im Zuge des Eigenschutzes und um meinen Mann nicht auch noch mit anzustecken, bleibe ich daheim und tröste meinen Vater am Telefon. Ich versuche im klarzumachen, dass besser mein Bruder wischt und meine Mutter wieder ins Bett geht. Er verspricht, seine Überredungskünste aufzubieten und legt weinend den Hörer auf. Ich lege das Festnetz zur Seite und greife nach dem Handy, kurz überlege ich, ob es Sinn macht, meiner Mutter eine gepfefferte WhatsApp zu schicken, doch ich verwerfe den Gedanken. Sie wird ihr Tablet erst wieder zur Hand nehmen, wenn die Katastrophe vorüber ist. Auf meinem Display blinkt eine Nachricht. Sie ist von dem Freund, der uns gestern besucht hatte. Er bittet mich, meinem Mann mitzuteilen, dass er ihm nicht mehr schreiben soll. Ich stutze und frage meinen Mann, der aus dem Keller hochkommt, nach einem möglichen Grund für diese Nachricht. Er antwortet kurz: „Ich habe ihm meine Meinung gesagt!“ Ich bitte ihn mir seine Nachricht vorzulesen, mein Mann war sehr direkt, aber sachlich, nüchtern und ehrlich. Ich schreibe dem Freund genau dieses und dass es in letzter Zeit sehr schwer ist, mit ihm auszukommen, weil er alles im Leben nur noch Scheiße findet. Seine Antwort ist kurz: „Wir lassen das einfach alles. Mach’s gut Sandra!“ Ich blicke irritiert auf das Display und bin versucht sofort zu antworten, doch dann zögere ich und nehme mir eine Stunde Bedenkzeit.
Die Katastrophe trennt die Spreu vom Weizen
Es ist 15:00 Uhr. Was in einer halben Stunde doch so alles passieren kann. Erschöpft lasse ich mich auf die Couch fallen und diskutiere mit meinem Mann über das Abendessen. Er lacht und meint: „Falls du im hoch geräumten Keller noch was findest, ich nehm alles!“ Also begebe ich mich nach einer halben Stunde Pause auf den Weg in den Keller und suche zwischen Wannen und Körben, zwischen verschiedenem Krimskrams, den ich einfach in das Vorratsregal gepackt habe, nach Essbarem. Ich werde fündig und kehre mit Kartoffeln und Kohlrabi und einem Stück eingefrorenem Fleisch in die Küche zurück. In den letzten drei Tagen habe ich stündlich zum Himmel gebetet, dass uns der Strom nicht ausgeht. Der Kühlschrank im Keller läuft noch, wo soll ich jetzt auch hin mit all dem Tiefgefrorenem, und auch die Heizung tut treu ihren Dienst. Beides steht im Wasser, zumindest in der Zeit, in der wir nicht unten saugen und wischen. Ein Stromausfall wäre jetzt eine Totalkatastrophe. In der Küche taue ich das Fleisch in der Mikrowelle auf und bete zum lieben Gott, dass er doch bitte den Wasserhahn zudrehen möge. Er erhört mich! Die Wolken reißen tatsächlich auf und die Sonne zeigt sich. Ich bedanke mich sofort artig.
Hochwasser 2023: Weihnachten mit Katastrophe – Ein persönlicher Bericht
Während ich das Essen vorbereite, denke ich an meinen Freund. Wir kennen uns seit sieben Jahren. Seit sieben Jahren muntere ich ihn auf, denn sein Kopf ist immer depressiv bewölkt. Ich kannte ihn schon vor meinem Mann. Lohnte es sich, eine Freundschaft aufrechtzuerhalten, die seit Jahren immer einseitiger wurde? Er tat mir leid, ja wirklich, er war allein und hatte niemanden mehr, darum hatte ich ihn auch zu uns eingeladen. Er sollte Weihnachten nicht allein verbringen. Genauso wie meine Freundin, die jetzt im Krankenhaus lag. Hatte ich ein zu gutes Herz? Wie kaltherzig wäre es wohl, jetzt einfach nicht mehr zu antworten und sein: „Mach’s gut Sandra!“ einfach als Schlusspunkt stehenzulassen. Ich schneide den Kohlrabi und bereite die Kartoffeln vor. Ich denke an den Wellnessurlaub, den wir beide dringend brauchen werden nach diesem Hochwasser-Tief. Was wäre gewesen, wenn wir über Weihnachten im Urlaub gewesen wären? Die Dame, die auf meine Katze aufpasst, würde nie in den Keller schauen. „Himmel, die Katze!“
Hochwasser 2023: Katze Hexi nimmt´s gelassen
Ich lasse alles stehen und liegen und lauf nach draußen um die Katze zu suchen. Bei all dem Chaos hatte ich sie vergessen. Ich rufe nach ihr und sie schießt um die Ecke und schnurrt mir um die Beine. Schnell fülle ich ihre Schälchen und Wassernäpfe und gebe ihr noch ein paar Leckerlis. Sie dankt es mir mit wohligem Schnurren. Als ich mich wieder aufrichte, quittiert mein Rücken den Dienst. Kurz ruckelt alles, dann schießt ein scharfer Schmerz durch mein Steißbein. Gequält kehre ich in die Küche zurück. Ich beendete die Vorbereitungen und lasse mich dann ins Bett fallen. Mein Heizkissen tut mir stehts gute Dienste. Dann schlafe ich ein.
Mein Mann weckt mich zum Abendessen. Er hat gekocht und sieht mich besorgt an: „Schatz, mach jetzt nicht schlapp, wir müssen noch ein paar Tage durchhalten! Geh nachher wieder ins Bett, ich mache den Keller heute Abend alleine.“ Dankbar lächele ich ihn an und verkrieche mich nach dem Essen auf die Couch.
Kurz überlege ich, mein Tagebuch zu bemühen, doch dann entscheide ich spontan um und schreibe die letzten drei Tage in diesen Blogbeitrag. Mir ist klar, dass dies keiner lesen wird und dass ich dafür auch keinen Newsletter schalte. Dies ist die Internetseite einer Illustratorin, da gehört so ein Blogbeitrag gar nicht hin, doch heute teilt jeder seine Sorgen mit der Welt und irgendwie möchte ich dies auch tun.
Weihnachten ist ins Wasser gefallen!
Im Grunde ist das Ganze nur ein Drama, weil Weihnachten ist, ansonsten geht es vielen Menschen viel schlechter. Im Gazastreifen hungern sie und sind vom Tode bedroht. In der Ukraine ist ein ganzes Jahr mit Krieg ins Land gegangen und vieles ist zerstört worden. Es gab in den letzten Monaten bereits so viele Opfer durch verschiedene Katastrophen und trotzdem herrschte in vielen anderen Ländern Europas einfach nur Alltag.
Der Splitter der Tasse hat mein Auge nicht getroffen. Ich bin zu Hause und mein Mann hat Urlaub, wir können uns selber helfen. Wir sind relativ gesund. Zu Essen ist auch irgendwo was im Keller und morgen machen ja auch die Geschäfte wieder auf. Es gibt trotz allem Weihnachtsgeschenke und vielleicht komme ich noch in den Genuss des versprochenen Wellnessurlaubs. Es könnte jetzt trocken bleiben und alles ist in ein paar Tagen vorbei. Dann wären wir mit dem Schrecken davon gekommen und in ein paar Wochen lachen wir vielleicht sogar darüber. Vielleicht ist eine Freundschaft zerbrochen, vielleicht ergibt sich irgendwann eine neue. Vielleicht kommt meine Mutter zu Verstand und geht ins Bett und vielleicht ist morgen schon weniger Wasser im Keller … vielleicht … Hoffen wir auf den verbliebenen Zauber dieser Welt!
Alles Liebe
Sandra
P.S: Teil 2 der Geschichte findest du hier: Hochwasser 2023 & Gefühlschaos! Meine Geschichte.
Und Teil 3 hier: Hochwasser 2023: Kleine Wunder! Meine Geschichte.
Sandra Viehweg
Ich arbeite seit über 15 Jahren als Grafikerin und liebe es, Bücher und Kalender zu gestalten. Nun unterstützt mich bei meiner Leidenschaft das Team von www.frecherFrosch.design. Wir sind hier eine kleine Gemeinschaft und freuen uns über jeden, der mitmachen möchte - Sei ein Frosch und hol dir den Newsletter! Hier soll's Spaß machen!