Hochwasser 2023: Weihnachten mit Kathastrophe - ein persönlicher Bericht - meine Geschichte
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Hochwasser 2023 & Gefühlschaos! Meine Geschichte (2)

Das Hochwasser 2023 beschert vielen Menschen in Deutschland nasse Keller, abgesoffene Souterrainwohnungen und weitere Schäden anderer Art. Als wirklich tragisch empfinden es die Meisten, weil sich alles um Weihnachten und den Jahreswechsel abspielt. Auch meine kleine Familie ist betroffen, und ich verarbeite in diesen Blogberichten meine Erlebnisse der letzten Tage. Dies ist Beitrag Nummer zwei, die Ereignisse rund um Heiligabend und um die beiden Feiertage findest du hier: Hochwasser 2023: Weihnachten mit Katastrophe! Ein persönlicher Bericht.

Hochwasser 2023 & Gefühlschaos! Ich erzähle dir hier meine Geschichte.

Weihnachten ist vorbei. Es ist vorbeigerauscht mit einer Flut an Ereignissen und mit einer wahren Wasserflut. Über die Feiertage berichten die deutschen Medien vorwiegend über den Krieg, der nicht endet und über die Wassermassen im eigenen Land. Es gibt unzählige Betroffene und in diesen Tagen haben nur wenige ein wirklich unbeschwertes Fest. Lies hier meine Geschichte:

27. Dezember 2023

Der gestrige Tag war sehr anstrengend und überfordernd, und ich konnte abends nicht einschlafen. Ich quälte mich bis drei Uhr mit Sorgen und wachte heute Morgen auch schon sehr früh auf. Gegen 6:30 Uhr ziehe ich mich an, jeder Muskel meines Körpers meldet sich. Mein Mann dreht sich im Bett um und murmelt: Alles okay?“ Ich beiße die Zähne zusammen und flüstere ein kurzes „Ja!, dann verlasse ich das Zimmer und eile in den Keller. Warum will ich ihn jeden Morgen ausschlafen lassen, obwohl im Keller viele Liter Wasser auf uns warten? Meik leistet beim Abpumpen und Wasserentsorgen stets die Hauptarbeit, er hat seinen Schlaf verdient.

Hochwasser 2023: In der Nacht kein Regen

In der Nacht hat es kaum oder gar nicht geregnet, der Hof ist trocken. Ich sehe es, als ich im Flur aus dem Fenster schaue. Das Wasser, das auf mich wartet, ist weniger als am Vortag. Ich nehme den Nass-Trocken-Sauger und beginne mit dem Abpumpen. Der Sauger fasst 10 Liter und ich kippe ihn nach dem Aufsaugen in einen Eimer mit Henkel und schleppe diesen dann nach oben zum Klo. Es macht keinen Sinn, den Eimer einfach auf den Hof zu kippen, denn dann sickert das Wasser einfach nur wieder hinunter in den Keller. Der Grundwasserspiegel liegt im Moment höher als unser Keller und darum drängt das Wasser von allen Seiten durchs Mauerwerk ins Haus. Die Eimer, die ich ins Klo kippe, werden durch die Abwasseranlage entsorgt und sickern nicht wieder nach. Das Ganze ist trotzdem eine Sisyphus-Arbeit. Jeder Eimer, den ich mühevoll im Klo verklappe, läuft binnen einer halben Stunde zurück in den Keller. Das Ganze funktioniert nur, weil ich mit den Eimern schneller bin, als das Wasser nachsickert.

Als ich mit dem ersten Eimer zurück in den Keller laufen will, steht mein Mann Meik hinter mir. Er sieht mich böse an und nimmt den Eimer. Sein Finger verweist mich stumm auf die Treppe. Ich sage nichts und folge ihm in den Keller. Meik pumpt sechs 10-Liter-Eimer und verklappt sie im Klo, während ich ihm stumm zusehe. Mein geplagter Rücken hatte sich bereits gestern gemeldet und Meik hat es da schon mit einer kleinen Strafpredigt quittiert. Als alles Wasser weggesaugt ist, lässt er mich aber dann doch wischen und wir kehren gemeinsam gegen 8:30 Uhr zurück ins Bett. Die letzten drei Tage Wasserschleppen zollen nun ihren Tribut, wir ruhen uns zwischen jeder Pumpaktion aus und müssen Kraft für den nächsten Kellerbesuch sammeln. Zum Glück hat Meik zwischen den Feiertagen Urlaub, denn allein kann ich die Wassermassen gar nicht bewältigen.

Die Lage hat sich etwas beruhigt

Als wir um 10:00 Uhr aufstehen, gibt es nur ein schnelles Müsli zum Frühstück. Gegen 12:00 Uhr verschwindet Meik wieder im Keller. Ich telefoniere mit meinem Vater. Auch meine Eltern haben Wasser im Keller, aber zum Glück nicht so viel wie wir. Mein Vater berichtet, dass mein Bruder gestern Abend noch Sandsäcke von einem befreundeten Bauern geholt hat. Seitdem diese im Kelleraufgang vor der Tür liegen, befindet sich das Wasser nur noch draußen im Kelleraufgang und lässt sich leicht abpumpen. Ich freue mich für meine Eltern, denn Erleichterung bei der Arbeit tut für die beiden 75-Jährigen dringend Not. Beide leiden seit Heiligabend auch noch unter einer Corona-Infektion und haben nur Hilfe durch meinen Bruder, der zu Weihnachten aus Regensburg angereist ist.

Hochwasser 2023: Vorsichtsmaßnahmen

Als ich aus dem Fenster sehe, hat es wieder angefangen zu regnen. Besorgt betrachte ich die dunklen Wolken. Dann schalte ich das Radio ein, mal sehen, wie sich die Lage entwickelt. Um 13:00 Uhr laufen die Nachrichten und der Radiosender berichtet zuerst über Schäubles Tod und die weiteren Unruhen am Gazastreifen. Der Bericht über das Hochwasser fällt knapp aus: Die Pegel ruhen, haben in Köln und Umgebung aber schon den Höchststand überschritten. Es werden weitere Regenfälle erwartet und heute Abend soll es auch stark stürmen. Ich schalte ab, denn sowas will ich jetzt doch eigentlich nicht hören. Gestern schien kurz die Sonne, das hatte mir sehr viel Hoffnung gemacht.

Als Meik aus dem Keller kommt, frage ich ihn nach dem Strom. Die Heizung und der Kühlschrank stehen zeitweise immer wieder im Wasser und laufen aber beide noch. Können wir uns einen Stromschlag holen, während wir unten im Wasser arbeiten? Meik ist unsicher, ich merke es ihm an. Er schlägt vor, Gummistiefel zu besorgen. Ich schicke ihn direkt los, denn ich befürchte, dass das halbe Dorf auf diese Idee gekommen ist. Und tatsächlich muss Meik im Laden mit den anderen Leuten um die letzten Schuhe und Stiefel kämpfen. Die Ladenbesitzer waren schlau und hatten vor Ladenöffnung bereits die Preise erhöht. Meik zahlt für seine halben Gummischuhe 40,- Euro und bringt noch zwei Eimer mit, die ähnlich überteuert sind. Meine Schuhgröße war schon ausverkauft. Zum Glück besitze ich zwei Bade-Clogs aus dem letzten Urlaub. Wir stellen die Schuhe am Kellereingang auf, damit wir auch hineinschlüpfen, wenn wir hinuntergehen.

Alltäglichkeiten sind keine mehr

Nachdem wir beide noch einmal gewischt haben, ruhen wir uns auf dem Sofa aus. Es ist 17:00 Uhr, Meik hat seine nassen Sachen ausgezogen und döst nur in Unterhose im Sessel. Die Waschmaschine steht im Keller und der Trockenraum ist auch unten, beides ist nass. Ich werde wohl vorerst keine Wäsche waschen, darum sind wir mit der Kleidung nicht verschwenderisch und ziehen nach dem Duschen am Abend die gleichen Sachen wieder an. Im Badezimmer stehen bereits zwei volle Waschkörbe und warten auf das Ende der Hochwasser-Katastrophe.

Ich sitze auf der Couch und höre über Kopfhörer Musik. Die Lichter am kleinen Weihnachtsbaum leuchten nur noch schwach. Die Akkus der Lichterkette sind leer, genauso wie unsere Eigenen. Weihnachten war schnell vorbei. Vorbeigerauscht, mit einem Strom an nicht enden wollenden Wasser, ohne jede Erholung, ohne Naschen, ohne Braten, ohne Musik, ohne Geselligkeit und ohne all meine Lieben. Ich denke an den Freund, der uns vor zwei Tagen besucht hat, der uns nicht geholfen hat, ich denke an sein Mach’s gut, Sandra!, per WhatsApp. Ich denke daran, dass wir noch über meine Bilder und seine Fotos gesprochen haben. Das wird mir fehlen. Ich hatte auf seine Abschiedsnachricht noch nicht reagiert. Ich war unsicher, ob ich es noch tun würde. Im Moment war ich einfach nur müde – müde und traurig.

Hochwasser 2023: Mein Körper kann nicht mehr

Als ich wieder in den Keller steige, nicht nur wegen des Wassers, sondern auch wegen des Essens, übernimmt Meik mal wieder die schwere Arbeit. Er schickt mich die Vorräte zu suchen, die hinter hochgestellten Kisten und Körben verborgen sind. Was sollen wir heute Abend essen? Ich suche im Kühlschrank nach etwas, das nicht aufwändig zubereitet werden muss, meinen Mann aber doch satt macht. Im Gefrierschrank finde ich einen Beutel Pommes und eine Packung Hähnchen-Nuggets. Das ist super, das braucht man nur in den Ofen zu schieben.

Ich verschwinde mit meiner Beute nach oben und heize den Ofen vor. Mein Rücken schmerzt jetzt dauerhaft. Am Anfang war es nur ein Ziehen, doch mittlerweile brennt mein Rücken wie Feuer. Ich beiße die Zähne zusammen und lade die Pommes auf zwei Bleche und schiebe sie in den Ofen. Mit der Eieruhr in der Hand lasse ich mich aufs Sofa fallen. Jede kleine Pause wird genutzt. 20 Minuten brauchen die Pommes und sind fertig, als Meik aus dem Keller zurück kommt: Es wird weniger!, seine Worte sind wie Musik in meinen Ohren. Die drei Stunden Schlaf, die ich heute Nacht hatte, waren eindeutig zu wenig. Todmüde verschwinde ich nach dem Abendessen im Bett. Meik pumpt um 22:00 Uhr nochmal Wasser, dann kommt auch er zum Schlafen.

28. Dezember 2023

Ich erwache um 8:30 Uhr mit heftigen Schmerzen. Mein ganzer Körper scheint in Flammen zu stehen. Ich stöhne und schaue auf die Uhr: „Mein Gott, der Keller!“ Mein Mann schiebt sofort seinen Arm über mich und beruhigt mich: „Ich war schon unten, es ist nicht ganz so schlimm, schlaf dich heute aus!“ Ich stöhne erneut, ich kann mich kaum bewegen, durch meinen ganzen Körper zucken Schmerzschübe. Meik streichelt mir beruhigend übers Haar: Schatz, bleib heute im Bett, die Lage hat sich doch etwas beruhigt, erhol du dich erstmal. Ich brauche dich noch früh genug und dann musst du wieder fit sein. Auch er bleibt bis 9:30 Uhr im Bett liegen. Meik ist Handwerker, er ist körperliche Arbeit gewohnt. Für ihn scheint die Katastrophe wie eine Routine-Arbeit zu sein, zudem nimmt er alles noch recht gelassen. Er hat nicht einmal gemosert, als mir an Heiligabend der Braten verbrannt war. Meik nimmt die Dinge so wie sie sind und macht stets das Beste draus. Dafür bewundere ich ihn wirklich. Er ist immer ruhig und besonnen und wird nur panisch, wenn ich ihn zu sehr aufstachele. Auch ich selber bin noch relativ ruhig, das verdanke ich einem Jahr Meditationstraining, denn davor wäre ich recht kopflos an die Sache herangegangen.

Ich kann nicht mehr!

Als wir um 10:30 Uhr frühstücken, hat Meik bereits sieben 10-Liter-Eimer aus dem Keller gepumpt. Mir fehlt die Milch für mein Müsli und darum laufe ich noch einmal kurz hinunter. Der vordere Keller ist recht trocken und die Waschmaschine scheint diesmal komplett verschont geblieben zu sein, sie steht auf trockenen Füßen. Ich beschließe zumindest eine Waschladung Unterwäsche zu waschen und oben auf Ständern zu trocknen. Dann betrete ich den hinteren Vorratskeller. Die Kühlschränke sind von der Wand abgezogen, stehen aber im Wasser. Anscheinend hat Meik diesen Keller vergessen. Ich hole Eimer und Wischer und mache mich an die Arbeit. Hinter dem großen Gefrierschrank finde ich einen weiteren toten Frosch. Nachdem ich alles unter Schmerzen gewischt habe, entsorge ich den Frosch wieder im Garten unter der Hecke. Der Frosch von Weihnachten ist nicht mehr da, anscheinend hat irgendein größerer Vogel ihn geholt, denn unsere Katze rührt nichts Totes an. Auf dem Weg zurück in den Keller fülle ich die Schälchen von Hexi schnell auf und verzichte darauf, mich hinunterzubeugen, um sie zu streicheln. Ich habe Angst, dass ich dann nicht wieder hochkomme.

Hochwasser 2023 & Gefühlschaos! Meine Geschichte

Nach dem kurzen Frühstück schleppe ich dann auch wirklich einen Wäschekorb in den Keller und stelle die Maschine an. Danach krieche ich langsam wieder nach oben und falle auf die Couch. Ich habe mir die Eieruhr gestellt, damit ich die Wäsche nicht vergesse und kuschel mich dann in meine warme Decke ein. Im Kopf wirbeln heftig meine Gedanken und im Rücken brennt es mächtig. Meine Muskeln schreien geradezu nach dem Wellnesswochenende, das Meik mir in einer Weihnachtskarte versprochen hat. Sie war mein Geschenk gewesen, das wir trotz aller Umstände am Heiligabend dann doch noch ausgepackt haben. Ein warmes Bad, eine Massage, schwimmen im warmen Wasser und drei Tage im Bademantel auf dem Sofa, das wäre jetzt genau das Richtige. Erschöpft schlafe ich ein.

Das „Drrrrring“ der Eieruhr weckt mich und auch Meik. Verschlafen sieht er mich an. Er war leise ins Wohnzimmer gekommen und hatte es sich wohl auf dem Sessel gemütlich gemacht. Ich erhebe mich mühsam und stolpere Richtung Tür. Besorgt sieht er mich an und fragt, wo ich hinwill. Ich sage ihm, dass die Wäsche fertig ist und ich gleich wiederkomme. Er schließt müde die Augen und döst wieder ein. Ich habe Mühe den schweren Wäschekorb in den oberen Stock zu wuchten, doch eisern hänge ich die Unterwäsche auf den Ständer. Danach suche ich Meiks Arbeitssachen zusammen und trage sie hinunter in den Keller. Wenn er schon die meiste Arbeit macht, soll er wenigstens nach dem Duschen in saubere Sachen steigen. Nachdem ich die Maschine erneut beladen und angestellt habe, krieche ich ins Bett. Ich stelle mein Heizkissen auf volle Stufe und schiebe mir die Kopfhörer auf die Ohren.

Hochwasser 2023: Weihnachten hätte so toll sein können

In meinem MP3-Player suche ich das Weihnachtsalbum, das ich zwei Wochen vor Weihnachten heruntergeladen hatte und noch nicht genießen konnte. Als „O holy night“ erklingt, laufen mir Tränen der Erschöpfung über die Wangen und versickern im Schaumstoffpolster der Kopfhörer. Weihnachten ist vorbei, doch das Drama hat noch kein Ende gefunden. Meine Leistungskurve ist nicht nur gesunken, nein, sie ist gerade steil abgerissen. Ich werde mich aus diesem Bett nie wieder erheben. Kurz überlege ich, ob ich einen Hilferuf per WhatsApp an meine Kontakte senden soll, doch ich verwerfe den Gedanken sofort wieder. Nicht, weil ich zu stolz bin, sondern weil ich Angst habe, dass mich niemand erhört, dass es allen einfach egal ist. Ich denke an den Freund, den wir zu Weihnachten eingeladen hatten und an sein „Mach’s gut, Sandra!“. Verdammt, wir kannten uns sieben Jahre … dieses blöde Arschloch! Ich fühle mich allein und unsagbar traurig. Als „Silent night“ erklingt, trägt mich Joshua Hyslop hinaus in ein Universum aus Schmerz und geistiger Leere. Ich tauche ab und verschwinde, bis mich die Eieruhr unbarmherzig an die Wäsche im Keller erinnert.

Jetzt kann ich nur noch funktionieren

Nachdem ich auch diese Waschladung in einem der oberen Räume auf einen Ständer gehangen habe, gehe ich in die Küche und mache Sandwiches für Meik und mich. Ich wecke ihn und hole ihn zum Essen in die Küche. Er fragt mich nach der Wärmesalbe, ich blicke ihn besorgt an, wenn auch er einknickt, haben wir verloren. Nach dem Essen suche ich die Salbe, Meik liegt jetzt auf der Couch, als ich ihn einreiben will, lehnt er ab: „Heute Abend, Schatzi!“. Ich lasse ihn im Wohnzimmer allein und schalte den Computer an. Ich möchte noch einen Blogbeitrag schreiben, ich möchte der Welt mitteilen, dass die Magie die Welt verlassen hat und dass alle Hoffnung dahin ist. Während ich die Erlebnisse der letzten beiden Tage aufschreibe, denke ich an all die anderen, an die, die es noch schlechter getroffen hat. Soll ich der Menschheit wirklich die Ohren voll jammern?

Gefühlschaos!

Als ich mich bis hierhin durchgeschrieben habe, ist mein Kummer versiegt. Ich blicke aus dem Fenster, dicke Regenwolken hängen über dem Dorf, doch es hatte heute nur wenig geregnet. Ist da noch Magie in dieser Welt? Und wenn ja, wo ist sie wohl? Und wie wird man ihrer habhaft? Mein Blick fällt auf den kleinen Tischkalender auf dem Schreibtisch, ich habe ihn seit Heiligabend nicht mehr umgeblättert. Gedankenverloren klappe ich die Seiten um und bleibe bei einer Winterlandschaft stehen, über der folgender Spruch steht: „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun – Mahatma Gandhi“. Das klingt groß, das klingt so bedeutend, so als könnte man die Welt an nur einem Tag verändern. Was für eine Welt verändere ich mit dem Wassersaugen im Keller? Nur meine kleine Eigene! Für die große Welt ist diese Tat zu unbedeutend. Das Pumpen von Wasser wird den Krieg im Gazastreifen wohl nicht stoppen, den Krieg in der Ukraine auch nicht, es machte nur Sinn für Meik und mich. Ja, unsere Zukunft hängt davon ab, ganz entscheidend sogar, aber die der Welt wohl nicht. Vielleicht erschien es auch meinem verlorenen Freund als zu unbedeutend und tatsächlich hat dies seine Welt verändert, er ist mich los geworden, ein für alle Mal. Jetzt verändern seine Taten auch nur noch seine kleine Welt und nicht mehr meine.

Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende

Nachdem ich mich bis hierhin geistig ergossen habe, steige ich wieder in den Keller. Ich prüfe die Lage, Meik hat alle Schränke auf Metallwinkel gestellt, wann hatte er das getan? Jetzt ist nur wenig Wasser wegzuwischen, und ich mache mich einfach ans Werk. Als alles gewischt ist, biege ich den Rücken durch und suche nach Zutaten fürs Abendessen. Im Kühlschrank liegt ein halber Beutel Möhren, eine Packung Bratwürstchen und drei Päckchen Butter, das ist erschreckend wenig. Die Kraft zum Einkaufen fehlt mir total, darum werfe ich einen Blick in den Gefrierschrank, eine Packung Kartoffelröstis fällt mir in die Hände. Oben sind noch Nudeln, Reste von vor Weihnachten und ein Glas Rotkohl. Das muss für Meik reichen. Ich will heute verzichten, denn lange schnippeln und kochen sitzt einfach nicht mehr drin.

Ich krieche die Stufen nach oben und teilte meinem Mann kurz den Essensplan mit. Er sieht mich wieder besorgt an: „Geh ins Bett, Sandra, bitte! Ich kümmere mich alleine!“ Ich schleiche in die Küche und nehme ein starkes Schmerzmittel, bis jetzt hatte ich mich mit den seichten Sachen beholfen, doch jetzt muss was mit Wumms her. Ich decke den Tisch und lege mir etwas Brot und einen Gemüseaufstrich hin. Meik kommt dazu und beginnt sich die Nudeln warm zu machen. Sein Blick fällt auf die Packung Schmerzmittel, aber er sagt nichts. Nachdem wir gegessen haben verschwinde ich auf die Couch, die Schmerzmittel fangen an zu wirken und meine Welt wird leicht rosa. Ich nehme mein Handy und tippe nun doch einen Hilferuf in meinen Status. Ich will plötzlich nicht mehr glauben, dass wir allen egal sind, ich hoffe auf den Zauber dieser Welt.

Alles Liebe
Sandra

Hier findest du Teil 1 der Geschichte: Hochwasser 2023: Weihnachten mit Katastrophe! Ein persönlicher Bericht.

Und hier Teil 3: Hochwasser 2023: Kleine Wunder! Meine Geschichte.

Hochwasser 2023 & Gefühlschaos! Meine Geschichte
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